Brauchtümlich (23)
Früher war alles besser. Sogar die Karnevalsbräuche ;)
Die eigenartige Sitte des Zehenbeißens ist im Aussterben begriffen. In Sundern z.B. wurde sie 1925 zuletzt durchgeführt. Am Montag bissen die Mädchen und Frauen den Männern in die große Zehe, am Dienstag gings umgekehrt. In Gruppen lauerte man hinter Hausecken und Türen einem Jungen bzw. einem Mädchen auf, zog ihm trotz heftigen Sträubens Schuh und Strumpf aus und biß dann kräftig in den großen Zeh. Der Gebissene hatte dafür noch eine Mettwurst zu schenken. - Diese Sitte hängt mit dem uralten Glauben zusammen, daß das Blut Träger des Lebens und der Seele sei. Wer mit einem andern sein Blut mischte, war mit ihm im "Blutbund" verbunden. In der um 900 auf der Insel Island geschriebenen Edda, die altgermanischen Glauben unverfälscht wiedergibt, wird der Blutbund mehrfach erwähnt. "Blut ist ein ganz besonderer Saft", sagt Mephisto in Goethes Faust. Faust unterzeichnet den Vertrag mit dem Teufel mit seinem eigenen Blute. Aber diese alten Überzeugungen von der Bedeutung des Blutes sind längst untergegangen. In der Sitte des Zehenbeißens ist nichts geblieben als eine rohe Gewaltanwendung. Wir wollen darum froh sein, daß dieser Brauch im Aussterben begriffen ist.
aus: Beiträge zur Heimatkunde des Kreises Arnsberg, Heft 11
Die eigenartige Sitte des Zehenbeißens ist im Aussterben begriffen. In Sundern z.B. wurde sie 1925 zuletzt durchgeführt. Am Montag bissen die Mädchen und Frauen den Männern in die große Zehe, am Dienstag gings umgekehrt. In Gruppen lauerte man hinter Hausecken und Türen einem Jungen bzw. einem Mädchen auf, zog ihm trotz heftigen Sträubens Schuh und Strumpf aus und biß dann kräftig in den großen Zeh. Der Gebissene hatte dafür noch eine Mettwurst zu schenken. - Diese Sitte hängt mit dem uralten Glauben zusammen, daß das Blut Träger des Lebens und der Seele sei. Wer mit einem andern sein Blut mischte, war mit ihm im "Blutbund" verbunden. In der um 900 auf der Insel Island geschriebenen Edda, die altgermanischen Glauben unverfälscht wiedergibt, wird der Blutbund mehrfach erwähnt. "Blut ist ein ganz besonderer Saft", sagt Mephisto in Goethes Faust. Faust unterzeichnet den Vertrag mit dem Teufel mit seinem eigenen Blute. Aber diese alten Überzeugungen von der Bedeutung des Blutes sind längst untergegangen. In der Sitte des Zehenbeißens ist nichts geblieben als eine rohe Gewaltanwendung. Wir wollen darum froh sein, daß dieser Brauch im Aussterben begriffen ist.
aus: Beiträge zur Heimatkunde des Kreises Arnsberg, Heft 11
plog - Do, 27. Feb, 20:29
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