Mal abgesehen vom "sozialen Wohnungsbau" der 70er auf der "grünen Wiese": In ihrer Kurzsichtigkeit und Zerstörungsfreude werden die Stadtplaner der 60er/70er nur von den heutigen Konzernmanagern übertroffen. Was den Krieg glücklich überstanden hatte, musste dem "modernen Städtebau" weichen:
"So beschloss der Bauausschuss am 18. Oktober 1967, dem Rat der Stadt Neheim-Hüsten vorzuschlagen, das erst 65 Jahre alte Rathaus, die "weithin sichtbare Stadtkrone" aus dem Stadtbild zu tilgen. Als Grund wurde angeführt, es müsse "den Erfordernissen des immer weiter fortschreitenden Verkehrs weichen", denn Neheim-Hüsten benötige Parkplätze. Dafür war das gesamte Karree zwischen Wallgarten, Apotheker-, Friedrich- und Hauptstraße vorgesehen, eine Fläche von rund 1500 Quadratmetern. Ein Streifen sollte der Verbreiterung der Friedrichstraße von 14 auf 30 Meter dienen.
Der Abbruchbeschluss betraf nicht das Rathaus allein, auch die angrenzenden Gebäude waren davon betroffen: der Trakt der Polizeiwache, mehrere Geschäfte und das Hotel zur Post. Die Villa Brökelmann gegenüber der Einmündung der Mendener Straße war bereits entfernt worden.
Nachdem die Stadtverwaltung in den am 28. September 1968 feierlich eingeweihten Rathausneubau am damaligen Trauring eingezogen war, lautete die Ankündigung, dass der Abbruch des alten Rathauses im Frühjahr 1969 beginnen sollte. Am 6. Juni 1969 ging es schließlich los. " ( Quelle: WP 25.11.09)
> das alte und das neue Rathaus >[^o^]
> das "Karree zwischen Wallgarten, Apotheker-, Friedrich- und Hauptstraße"
40 Jahre später >[^o^]
Hm. Den "40 Jahre später"-Blick wollte ich auch nicht gerade als Wandtapete vor Augen haben.
Die Häuserblocks in Wilhelmsburg, die den von dir aufgenommenen 70ern sehr ähnlich sehen, haben meines Wissens "nur" grüne Wiese mit Beschlag belegt. Sie wecken in mir auch nicht in erster Linie negative Assoziationen (sonst hätte ich sicher anders kommentiert, d.h. sonst hätte ich mich nicht ausschließlich mit dem fotografischen Aspekt deiner beiden Aufnahmen beschäftigt).
Ich denke, das von dir angesprochene Problem des sozialen Wohnungsbaus liegt weniger in der Bauweise "Hochhaus / Plattenbau" oder in der Lage auf der "grünen Wiese". Eine sozialökologische Untersuchung, die ich während meiner Studienzeit gelesen hatte, kommt zu dem zunächst unerwarteten Ergebnis, dass in einem Schulbau, der unangenehm dahingeklotzt und unübersichtlich erscheint, lebendigere und stärker ausdifferenzierte soziale Strukturen entstehen als in einem wohnlich-kleinteilig angelegten Gebäude. Ich weiß natürlich nicht, inwieweit dieses Ergebnis verallgemeinerbar ist, und ich möchte das auch nicht als Plädoyer für seelenloses Bauen verstanden wissen. Trotzdem zeigt die Untersuchung eindrucksvoll, dass eine bestimmte Bauweise nicht notwendigerweise sozial oder kulturell verkümmerte Menschen hervorbringen muss. Da scheinen noch andere Faktoren eine mindestens ebenso wichtige Rolle zu spielen.
Das Problem ist noch nicht einmal die Lage auf der "grünen Wiese". Ich habe sechs Jahre in einer (überschaubaren) Plattenbau-Siedlung in Hamburg-Neuwiedenthal gewohnt, immerhin im neunten Stockwerk. Von dort oben aus kann man ganz direkt sehen, wer denn der Reihe nach auf die "grüne Wiese" gezogen ist. Die ersten waren Bauern. Das Straßendorf ist heute noch vorhanden. Als nächstes kamen die sogenannten "Siedlungshäuser" dazu. In den 70ern dann die Plattenbauten des sozialen Wohnungsbaus, und spätestens ab den 90ern Mehr- und vor allem Einfamilien-Häuser, direkt neben den Plattenbauten.
Während die diversen HäuslesbauerInnen sich ihren Wohnort mehr oder weniger frei aussuchen konnten, trifft das auf die PlattenbaubewohnerInnen nicht zu. Und genau darin liegt meiner Meinung nach das weitaus größere Problem: dass Menschen irgendwohin verfrachtet werden, wo sie eigentlich gar nicht hinwollten, und das dann auch gleich noch massenweise. Echte Freizügigkeit sieht anders aus.
Sieht ein bisschen aus wie Hamburg-Wilhelmsburg, nach rechts aus der hambuicheinwärts fahrenden S3 oder auch S31 fotografiert...
Würde sich auch als Vorlage für die schicke Tapete aus der jüngsten Aktualisierung deines Weihnachts-Wunschzettels eignen.
"So beschloss der Bauausschuss am 18. Oktober 1967, dem Rat der Stadt Neheim-Hüsten vorzuschlagen, das erst 65 Jahre alte Rathaus, die "weithin sichtbare Stadtkrone" aus dem Stadtbild zu tilgen. Als Grund wurde angeführt, es müsse "den Erfordernissen des immer weiter fortschreitenden Verkehrs weichen", denn Neheim-Hüsten benötige Parkplätze. Dafür war das gesamte Karree zwischen Wallgarten, Apotheker-, Friedrich- und Hauptstraße vorgesehen, eine Fläche von rund 1500 Quadratmetern. Ein Streifen sollte der Verbreiterung der Friedrichstraße von 14 auf 30 Meter dienen.
Der Abbruchbeschluss betraf nicht das Rathaus allein, auch die angrenzenden Gebäude waren davon betroffen: der Trakt der Polizeiwache, mehrere Geschäfte und das Hotel zur Post. Die Villa Brökelmann gegenüber der Einmündung der Mendener Straße war bereits entfernt worden.
Nachdem die Stadtverwaltung in den am 28. September 1968 feierlich eingeweihten Rathausneubau am damaligen Trauring eingezogen war, lautete die Ankündigung, dass der Abbruch des alten Rathauses im Frühjahr 1969 beginnen sollte. Am 6. Juni 1969 ging es schließlich los. " ( Quelle: WP 25.11.09)
> das alte und das neue Rathaus >[^o^]
> das "Karree zwischen Wallgarten, Apotheker-, Friedrich- und Hauptstraße"
40 Jahre später >[^o^]
Die Häuserblocks in Wilhelmsburg, die den von dir aufgenommenen 70ern sehr ähnlich sehen, haben meines Wissens "nur" grüne Wiese mit Beschlag belegt. Sie wecken in mir auch nicht in erster Linie negative Assoziationen (sonst hätte ich sicher anders kommentiert, d.h. sonst hätte ich mich nicht ausschließlich mit dem fotografischen Aspekt deiner beiden Aufnahmen beschäftigt).
Ich denke, das von dir angesprochene Problem des sozialen Wohnungsbaus liegt weniger in der Bauweise "Hochhaus / Plattenbau" oder in der Lage auf der "grünen Wiese". Eine sozialökologische Untersuchung, die ich während meiner Studienzeit gelesen hatte, kommt zu dem zunächst unerwarteten Ergebnis, dass in einem Schulbau, der unangenehm dahingeklotzt und unübersichtlich erscheint, lebendigere und stärker ausdifferenzierte soziale Strukturen entstehen als in einem wohnlich-kleinteilig angelegten Gebäude. Ich weiß natürlich nicht, inwieweit dieses Ergebnis verallgemeinerbar ist, und ich möchte das auch nicht als Plädoyer für seelenloses Bauen verstanden wissen. Trotzdem zeigt die Untersuchung eindrucksvoll, dass eine bestimmte Bauweise nicht notwendigerweise sozial oder kulturell verkümmerte Menschen hervorbringen muss. Da scheinen noch andere Faktoren eine mindestens ebenso wichtige Rolle zu spielen.
Das Problem ist noch nicht einmal die Lage auf der "grünen Wiese". Ich habe sechs Jahre in einer (überschaubaren) Plattenbau-Siedlung in Hamburg-Neuwiedenthal gewohnt, immerhin im neunten Stockwerk. Von dort oben aus kann man ganz direkt sehen, wer denn der Reihe nach auf die "grüne Wiese" gezogen ist. Die ersten waren Bauern. Das Straßendorf ist heute noch vorhanden. Als nächstes kamen die sogenannten "Siedlungshäuser" dazu. In den 70ern dann die Plattenbauten des sozialen Wohnungsbaus, und spätestens ab den 90ern Mehr- und vor allem Einfamilien-Häuser, direkt neben den Plattenbauten.
Während die diversen HäuslesbauerInnen sich ihren Wohnort mehr oder weniger frei aussuchen konnten, trifft das auf die PlattenbaubewohnerInnen nicht zu. Und genau darin liegt meiner Meinung nach das weitaus größere Problem: dass Menschen irgendwohin verfrachtet werden, wo sie eigentlich gar nicht hinwollten, und das dann auch gleich noch massenweise. Echte Freizügigkeit sieht anders aus.