Pünktlichkeit
101111-1025
Ein Tausendfüßler geht vorm Hause
auf und ab, macht eine Pause,
schaut auf die Uhr und seufzt dabei.
Wo bleibt die Frau? Gleich ist es drei.
„Pauline?“, fragt er mutig nach.
„Brauchst du noch lang?“ - Doch im Gemach
ertönt ein lautes: „Ach, du Schreck,
dies Kleid hat hinten einen Fleck!“
Er schickt ein Stoßgebet nach oben
und übt sich in Geduld erproben.
Der Tausendfüßler geht vorm Hause
auf und ab, macht keine Pause.
Der Uhrenzeiger rückt voran,
es mahnt entnervt der Ehemann:
„Wir sind zu spät, beeil dich doch.“
„Ich steck mir grad die Haare hoch.“
Der Mann hält nichts von dem Gezier:
„Pauline, komm! Gleich ist's halb vier!“
Von drinnen ruft’s: „Ich komm im Nu!
Ich bind noch rasch die Schuhe zu.“
Marita Bagdahn : "Tausendfüßler"
plog - Fr, 11. Nov, 11:11
Hihi
Er stellt sich vor sein Spiegelglas
Er stellt sich vor sein Spiegelglas
Und arrangiert noch dies und das.
Er dreht hinaus des Bartes Spitzen,
Sieht zu, wie seine Ringe blitzen,
Probiert auch mal, wie sich das macht,
Wenn er so herzgewinnend lacht,
Übt seines Auges Zauberkraft,
Legt die Krawatte musterhaft,
Wirft einen süßen Scheideblick
Auf sein geliebtes Bild zurück,
Geht dann hinaus zur Promenade,
Umschwebt vom Dufte der Pomade,
Und ärgert sich als wie ein Stint,
Dass andre Leute eitel sind.
Wilhelm Busch
schön!