Nachgemacht -36-
Ein schönes Postkartenmotiv aus den 1960ern und eine Einladung da mal vorbei zu schauen. Die fortlaufende Nummerierung der Schwebebahnträger (hier die Nr. 70) erleichterte das Finden ungemein.
*klickaufsbild*
Was ich da sah erklärt ein Auszug aus "Michael Metschies, Wuppertal wiederentdeckt" (1975):
Jahrzehntelang führten die Sonnborner ein nahezu beschauliches Dasein, bis sie eines Tages durch ein gewaltiges Straßenbauprojekt aufgeschreckt wurden. Ein riesiges Straßenkreuz sollte mitten in ihrem Ort gebaut werden. (...) Im Herbst 1965 begann man am Nocken damit, Millionen Kubikmeter Felsgestein und Erdreich auszuheben. Monatelang kreischten die Sägen im Vohwinkeler Stadtwald. Insgesamt wurden 2177 Bäume von mehr als zehn Zentimetern Stammdurchmesser gefällt. 1970 begann der große Häuserabbruch an der Sonnborner Straße. 1973 ging das Riesenbauwerk, das mehr als 30 Brücken umfasst, seiner Vollendung entgegen. Die NRZ meldete am 18. November unter der Schlagzeile "54 Lichtmasten erhellen das Labyrinth": "Im Wuppertaler Stadtteil Sonnborn entsteht zur Zeit das größte und modernste Autobahnkreuz Europas. (...) Der Bau des Verkehrskreuzes brachte erhebliche Schwierigkeiten mit sich. So musste unter anderem die Wupper auf einer länge von 1950 Metern abgesenkt und die Schwebebahn auf einer Länge von 485 Metern maximal zwei Meter angehoben werden. Der Bau einer neuen Bundesbahnbrücke ohne Beschränkungen des Bahnverkehrs war erforderlich. Für den Bau des Verkehrsknotens mussten 365 Entschädigungsfälle geregelt werden: 250 Mietparteien zogen um, 50 Gewerbebetriebe kamen an eine andere Stelle, 65 Gebäude wurden abgerissen und eine Kirche fiel der Spitzhacke zum Opfer. 54 Lichtmasten werden den Verkehrsknotenpunkt, wenn er Mitte 1974 freigegeben wird, erleuchten."
Viele der abgerissenen Häuser mögen dringend sanierungsbedürftig gewesen sein. Aber nicht alle waren "abbruchreife Fachwerkbauten". Manches Gebäude war auch im Hinblick auf den bevorstehenden Abbruch nicht mehr modernisiert worden. Fest steht, dass 576 Wohnungen zerstört wurden. Ein ganzes Viertel wurde aus einem Stadtteil herausgerissen und die angestammten Bewohner größtenteils in den Trabantensiedlungen auf den Vohwinkeler Südhöhen untergebracht. (...) Sonnborn wurde in zwei Stücke zerrissen, die Sonnborner Straße die eigentliche Lebensader des Stadtteils, zerschnitten. (...)
plog - So, 2. Dez, 12:20
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